Krisen gehören zum menschlichen Leben. Sie können ausgelöst werden durch Lebensereignisse wie das Scheitern einer Beziehung, Verlust des Arbeitsplatzes oder den Tod eines geliebten Menschen. Unbewältigte Krisen können Menschen aus der Bahn werfen. Aber Bewältigung ist möglich.
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Krisen-Wissen
Krisen gehen nicht dadurch vorüber, dass wir wissen, wie sie sich auswirken. Trotzdem hilft es, über ihre Entstehung und ihre Auswirkungen Bescheid zu wissen. Wir verstehen dann, dass Gefühlswirrwarr, Verzweiflung oder inneres Chaos Krisenphänomene sind, die vorübergehen und gegen die es Hilfe gibt.
Dieser Frage wollen wir uns hier nähern.
Die Informationen, die wir hier für Sie bereithalten, finden Sie auch in unserer App KrisenKompass im Bereich „Seelische Krise“.
„Crisis? What Crisis?“
Supertramp
In einer Krise greifen die Lösungsstrategien nicht, die wir gelernt haben und normalerweise anwenden. Deshalb sind Krisen gekennzeichnet durch Verunsicherung, Orientierungslosigkeit und ein Gefühl von Ohnmacht und Kotrollverlust. Begleitet werden sie deshalb typischerweise von Wut, Angst oder Verharmlosung.
Die Bewältigung einer Krise hängt von einer Reihe von individuellen Faktoren ab wie Resilienz (Widerstandskraft, psychische Elastizität) oder den erlernten Bewältigungsmustern. Jeder Mensch erlebt und empfindet auf seine eigene Art und Weise. Manche Menschen können schwierige Situationen leicht bewältigen, andere hingegen nicht. Nicht bewältigte Krise können psychisch oder körperlich krank machen, süchtig nach bestimmten Substanzen oder Verhaltensweisen werden lassen oder Suizidgedanken auslösen. In einer plötzlich auftretenden Krise geht es vor allem zu Beginn darum, den Kontrollverlust zu bekämpfen. Es geht darum zu verstehen, was gerade vor sich geht.
Man unterscheidet vier Phasen einer Krise:
1
Inneres Chaos macht sich breit, die betroffenen Menschen fühlen sich wie gelähmt, verdrängen oder verleugnen die Realität – und damit auch den Krisenzustand. Die wenigsten Kontakte finden in dieser Phase statt, da das Problem noch nicht als krisenhaft wahrgenommen wird.
2
Die Erkenntnis, dass man sich in einer Krise befindet, kommt langsam und schleichend an. Angst, Hilflosigkeit, das Gefühl von Bedrohung und der Verlust von Kontrolle beginnen sich auszubreiten. Wir Menschen versuchen oft, diese unangenehmen Emotionen zu verdrängen oder zu ignorieren, als eine Art Selbstschutz. Zu diesem Zeitpunkt macht es keinen Sinn, über Lösungen, Veränderung oder Neuorientierung nachzudenken. Dazu sind wir Menschen noch gar nicht in der Lage. Was hier hilft, ist Kontakt, emotionale Entlastung und ein Dialogangebot, um herauszufinden, welche Gefühle gerade am stärksten sind. Das hilft, die Situation zu beruhigen.
3
Nun beginnt der Ausweg aus der Krise. Gefühle und Gefühlszustände beruhigen sich. Erschöpfung oder Ermüdung gehen über in eine Bewegung von Annahme und Akzeptanz, verbunden mit einer ersten diffusen Hoffnung auf Besserung und dem Glauben an Zukunft. In dieser Phase ist das Reflektieren hilfreich, die Interpretation des Erlebten, das Einordnen der vergangenen Ereignisse.
4
In der letzten Phase der Krisenbewältigung wird die Zukunft neu entworfen, die ersten kleinen Schritte und Verhaltensstrategien überlegt und konkrete Umsetzungsmöglichkeiten durchdacht. Rückfälle gehören dazu. Durch neue Erfahrungen ist es manchmal möglich, einen Sinn in der Krise zu sehen.
Dissoziation ist ein Schutzmechanismus des Körpers, der uns hilft trotz der bedrohlichen Situation lebensfähig zu bleiben und zu „funktionieren“.
Dissoziation ist das Gegenteil von Assoziation: Wenn wir assoziieren, verknüpfen wir Ideen und Gedanken. Im Zustand einer Dissoziation fallen psychische Funktionen, die normalerweise zusammenhängen, auseinander. Betroffen von dissoziativer Abspaltung sind meist die Bereiche Wahrnehmung, unser Bewusstsein und Denken, manchmal aber auch die Motorik oder unser Fühlen sowie Körperempfindungen wie etwa Schmerz oder Hunger.
Solche – vorübergehenden – Zustände sind „normal“ und passieren uns alltäglich: Wenn eine Person zum Beispiel „gedankenverloren“ ist und Zet und Raum um sich herum nicht mehr bewusst wahrnimmt, weil sie so vertieft in eine Aufgabe oder Tagträume ist. „Ich war gerade ganz woanders“, nämlich nicht im Hier und Jetzt, sondern in unserem Kopf.
Unangenehm werden dissoziative Zustände, wenn sie länger andauern oder als Reaktion auf Belastungen auftreten. Auch eine Krise kann Ursache einer solchen dissoziativen Störung sein.