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Ehrenamtlich engagiert in der Krisenberatung

 

TelefonSeelsorge fördert Menschen durch Ausbildung fürs Telefon

 

Die Dienststellen der TelefonSeelsorge bilden regelmäßig Menschen für die ehrenamtliche Arbeit am Telefon aus. Auch im Spätsommer 2021 werden wieder in vielen Dienststellen Ausbildungsgruppen beginnen. TelefonSeelsorge stellt so sicher, dass die 24/7-Erreichbarkeit der deutschlandweit bekanntesten Krisen-Notrufnummer gewährleistet bleibt.

 

„Wir brauchen ständig Nachwuchs für die Arbeit am Telefon“, sagt Pfarrer Frank Ertel, Vorsitzender der Evangelisch-Katholischen Kommission, des bundesweiten Leitungsgremiums der TelefonSeelsorge und Leiter der TelefonSeelsorge Aachen.  „Unsere Ehrenamtlichen sind in der Regel hochmotiviert und viele machen den Dienst sehr lange. Dennoch scheiden auch jedes Jahr Menschen aus verschiedensten Gründen aus. Die Ausbildung für den Dienst am Telefon und längst auch für die Beratung per Chat oder Mail ist deshalb eine unserer Kernaufgaben.“

 

Selbsterfahrung und Gesprächsführung

Foto: Pixabay/Gerd Altmann

Die Ausbildung dauert mindestens 140 Stunden, auf ein Jahr verteilt. Gemeinsam und verpflichtend für die Ausbildung sind zwei Säulen: die Selbsterfahrung als Gruppenprozess im ersten Teil des Ausbildungsjahrs und die Ausbildung in Gesprächsführung mit einem klaren Praxisbezug.

 

„Ich habe erst mit der Zeit verstanden, warum die Selbsterfahrung am Anfang steht und warum sie so wichtig ist“, sagt die Ehrenamtliche Ulla Neders (Name geändert). „Während wir unsere eigenen Lebensthemen bearbeiten, lernen wir uns selbst in gewisser Hinsicht neu kennen und verstehen mehr darüber, wie wir ‚ticken‘. Was provoziert uns, wann werden wir emotional, welche Themen lösen Abwehr in uns aus? Wenn ich das weiß, bin ich am Telefon souveräner. Ich kann dem anderen Menschen mehr Raum geben, muss ihm oder ihr nicht meine Sicht der Dinge überstülpen – und das alles ist Beratungskompetenz.“

 

Beratungskompetenz als Ziel

Um diese Beratungskompetenz geht es den Verantwortlichen bei TelefonSeelsorge. „Wir haben höchst unterschiedliche Anrufende mit Problemen, die von nur scheinbar belanglosen Kleinigkeiten bis zu expliziter Suizidalität reichen“, führt Frank Ertel aus. „Damit muss man umgehen können und das erfordert mehr als nur Kenntnisse in guter Gesprächsführung.“ Wobei letztere keineswegs zu kurz kommen dürfe, ergänzt der erfahrene Stellenleiter. „Im praxisbezogenen zweiten Teil der Ausbildung vermitteln wir genau dazu das nötige Wissen. Wichtig ist aber auch: es gibt keine vorgefertigten Antworten, sondern das Gespräch am Telefon wird getragen von der jeweiligen Wahrnehmung und Rückmeldung der Beraterinnen und Berater.“

 

So sieht das auch Ulla Neders. „Am Anfang war ich hoch nervös und unsicher, ob ich das wirklich alles richtig mache. Im Lauf der Zeit habe ich meinen persönlichen Stil in der Beratung gefunden und erlebe die Gespräche am Telefon schon lange als Gewinn für beide Seiten. Natürlich gelingt nicht jedes Gespräch, manchmal passen Anrufer und Beraterin einfach nicht zusammen. Aber auch das ist keine Katastrophe.“

 

Beitrag zum Zusammenhalt

Die Ausbildung für Telefon, Mail und Chat stelle übrigens auch einen Wert an sich dar, betont Frank Ertel. Denn die vielen Menschen, die diese Ausbildung durchlaufen haben, wüssten nicht nur am Telefon, wie eine gute, also wertschätzende und durch aktives Zuhören gekennzeichnete Unterhaltung verläuft, sie wendeten dieses Wissen auch in ihren Familien und bei der Arbeit an. Und leisteten damit einen wenig beachteten, aber wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land.

 

Wer sich für eine Ausbildung interessiert, findet die nächstgelegene Dienststelle hier.

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