Vor 70 Jahren, am 2. November 1953 ging in Großbritannien die erste telefonische Krisenhilfe an den Start. Der Pfarrer Chad Vajah führte eine Hilfeform ein, die inzwischen weltweit für Menschen in Krisen eine Anlaufstelle bietet. Drei Jahre später klingelte in der TelefonSeelsorge in West-Berlin erstmals das Telefon. In schneller Abfolge folgten viele weitere westdeutsche Städte und Gemeinden. Nach 1990 kamen die TelefonSeelsorgestellen in den Ost-Bundesländern dazu. Damals wie heute werden die Gespräche überwiegend von ehrenamtlich Engagierten geführt.
Chad Vajah war angetrieben von dem Wunsch, Suizide zu verhindern. Er musste als junger Vikar eine Dreizehnjährige beerdigen, die sich selbst getötet hatte. Sie hatte befürchtet, an einer sexuellen Erkrankung zu leiden. Und sie hatte niemanden, dem sie sich anvertrauen konnte. „Bevor Sie sich umbringen, rufen Sie mich an“ – dieser Satz, Jahre später in einer englischen Tageszeitung veröffentlicht, war Chad Vajahs Antwort auf diese Erfahrung – und der Beginn der Helpline Samaritans.
Suizidprävention ist nach wie vor ein Hauptanliegen der Krisen-Telefon-Einrichtungen weltweit. In Deutschland hat sich die TelefonSeelsorge in diesem Jahr mehrfach für eine deutlich intensivierte und staatlich besser unterstützte Suizidprävention ausgesprochen.
Längst bieten die internationalen TES (Telephone Emergency Services) neben dem Klassiker Telefon auch Online- und persönliche Beratungen an. Ein wichtiges Kriterium bleibt auch bei der größeren Angebotspalette die Vertraulichkeit – niemand muss befürchten, dass das Gesagte oder Geschriebene weitergegeben wird. Was ebenfalls geblieben ist: das Engagement vieler tausender Menschen, die ehrenamtlich beraten, trösten, mitfühlen oder nicht linderbaren Schmerz mit aushalten – seit siebzig Jahren.