19.05.2022

Telefonseelsorge befürwortet gesetzliche Regelung für Suizidprävention – diese sei gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Telefonseelsorge befürwortet gesetzliche Regelung für Suizidprävention

Selbsttötungen zu verhindern sei gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Die TelefonSeelsorge Deutschland (TSD) positioniert sich im Rahmen ihrer Jahresversammlung klar für ein gesetzlich verankertes Maßnahmenpaket zur Suizidprävention. Nötig sei es aber auch, bereits bestehende Angebote und das vorhandene Wissen der für das Thema engagierten Organisationen zu bündeln.

„TelefonSeelsorge ist seit rund 70 Jahren mit Suizidprävention befasst. Selbsttötungen zu verhindern ist ein wesentlicher Grund, warum es uns gibt“, erklärt Pfarrer Frank Ertel, Vorsitzender der TSD und Leiter der TelefonSeelsorge in Aachen. „Es ist höchste Zeit, diesem Thema politische Aufmerksamkeit zu widmen und gesetzlich verankerte Rahmenbedingungen zu geben. Wir unterstützen von daher die Forderungen des nationalen Suizidpräventionsprogramms (Naspro) und weiterer Organisationen nach einer umfassenden und einheitlichen Regelung und einer nationalen Koordinierung.“

9.206 Menschen sind 2020 laut statistischem Bundesamt in Deutschland an Suizid gestorben. Damit übersteigt ihre Zahl deutlich die Zahl der durch Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag, illegale Drogen und AIDS zu Tode Gekommenen. Schätzungen gehen von weit über 100.000 Suizidversuchen aus. (Quelle: www.naspro.de/dl/Suizidzahlen2020.pdf)

Vorstand TSD: Helmut Ellensohn, Gunhild Vestner, Michael Hillenkamp, Frank Ertel (Quelle: TSD/Silke Schönfelder)

Die TelefonSeelsorge verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung von Menschen in suizidalen Krisen. Der Umgang mit diesem Thema ist wesentlicher Bestandteil der Ausbildung für die Arbeit am Telefon. Neben dem rund um die Uhr besetzten Telefon bietet die TelefonSeelsorge Krisenberatung seit über 25 Jahren auch online (per Mail und Chat) an. An über 20 Standorten gibt es auch Angebote für eine Beratung vor Ort. Suizidgefährdete oder vom Suizid Angehöriger Betroffene finden außerdem Hilfestellungen zum Umgang mit diesem Thema in der von TelefonSeelsorge entwickelten App „KrisenKompass.“

„Zugleich muss klar sein, dass unser Angebot begrenzt ist. Um Suizidalität umfassend einzudämmen, bedarf es vieler weiterer Maßnahmen“, betont Pfarrerin Gunhild Vestner, stellvertretende Vorsitzende von TSD und Stellenleiterin der TelefonSeelsorge in Recklinghausen. „Dazu gehört die Koordination aller existierenden Angebote, aber auch eine bessere Aufklärung über Suizidalität bereits in der Schule.“

Die Stärke von TelefonSeelsorge liege in der Niederschwelligkeit ihres Angebots, der 24-stündigen Erreichbarkeit und der Anonymität. Menschen, die einsam oder psychisch krank sind, nutzten TelefonSeelsorge als Anlaufstelle. Sie seien häufig latent suizidal und erlebten im Gespräch mit TelefonSeelsorge Verständnis und Zugewandtheit.

Dazu sagt Diplom-Theologe Michael Hillenkamp, Vorsitzender von TSD: „Wir hoffen auf einen Schub für das Thema, der zu materiellen Verbesserungen und zum Ausbau der bestehenden Suizidpräventionsmaßnahmen führt – und damit zur weiteren Verringerung von Suiziden und Suizidversuchen. In den dafür nötigen Prozess bringen wir unsere Expertise gern ein.“

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