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Mutmach-Geschichte zum 4. Advent

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Einfach mal „Hallo“ sagen

Ich brauchte eine Pause. Die letzten Weihnachtseinkäufe sind irgendwie immer anstrengend. Zu viel Trubel, Musik und Lichter. Ich fand eine Bank, am Rande des Marktplatzes. Hier war es etwas ruhiger. Mit einem tiefen Aufatmen setzte ich meine Taschen und dann mich selbst ab. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nicht alleine hier saß. Eine Frau meines Alters saß ein Stückchen weiter auf der Bank und starrte vor sich hin. War sie müde wie ich? Wollte sie ihre Ruhe wie ich? Etwas ließ mich nicht los. Ich nahm meinen Mut zusammen und sagte: „Hallo, wie geht es Ihnen?“ Sie schaute hoch und erst nach einer Weile antwortete sie: “Das hat mich schon lange niemand mehr gefragt“.

Und dann begann sie zu erzählen. Von ihrem Alleinsein und wie schwer es oft sei, vor allem in dieser Vorweihnachtszeit. Sie gehe dann dahin, wo viele Menschen sind, das sei schön und schmerzhaft gleichzeitig. Jetzt habe es gerade weh getan zuzuschauen, wie die anderen Menschen mit oder für ihre Lieben Geschenke besorgen und sich auf das Fest der Liebe einstimmen. Sie erzählte von ihrem Leben und wie es zu ihrer Einsamkeit gekommen war und ich, ich hörte einfach zu. „Verrückt, dass ich Ihnen das alles erzählt habe. Und danke, dass Sie mich nicht zu trösten versucht haben, denn Trost gibt es nicht. Und danke, dass Sie mir keine Tipps gegeben haben. Den Weg raus muss ich selbst finden. Und danke, dass Sie sich für mich interessiert haben. Ich wünsche Ihnen schöne Weihnachten.“ Mit diesen Worten stand sie auf und ging. In gerade mal 15 Minuten wurde ich beschenkt: mit so viel Dank und dem Einblick in eine Lebensgeschichte. Und ich habe doch einfach nur „Hallo“ gesagt – und zugehört.

Die Mutmachgeschichten stammen von Mitgliedern der Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit und des Vorstandes der TelefonSeelsorge Deutschland.
Für das Foto danken wir: instagram.com/landschaftsfotografie_by_nadin

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